Die Motivklassifikation nach Instinkten stammt von Cattell (1946). Die heute veraltete Bezeichnung von Motiven und Motivdispositionen als „Instinkte“ wurde damals von Cattell gewählt, um hervorzuheben, dass Motivdispositionen wie Instinkte keiner Lernleistung zugrunde liegen, sondern angeboren seien. Wie funktioniert diese instinktive Motivdisposition und ist sie auch heute noch etabliert?
Seinerzeit war der Begriff der „Motivdisposition“ noch nicht etabliert, weshalb die Klassifikation der Motive als „Instinkte“ oder „instinktiv“ bezeichnet wurde.
Die Ausrichtung der Motive auf individuelle Zielzustände unterliegt einem Prozess mit drei Schritten:
Der erste Prozessschritt beginnt mit der selektiven Wahrnehmung von Informationen, die mit dem Zielobjekt assoziiert werden. So werden beispielsweise essbare Objekte von hungrigen Personen eher und intensiver wahrgenommen, anders als von gesättigten Personen. Der Zielzustand ist die Befriedigung des Hungergefühls und dementsprechend die Aufnahme von Nahrung.
Im zweiten Prozessschritt folgt der emotionale Impuls, welcher als Anreiz (A) das Aktionspotenzial der Person steigert. Er bildet das Kernstück des Instinktes.
Nach der Steigerung des Aktionspotenzials zu einem kritischen Niveau, folgt die Ausführung einer entsprechenden instrumentellen Aktivität zur Zielerreichung (McDougall, 1908). So endet der Prozess im dritten Schritt und beginnt von Neuem.
Interessant auch: Als einer der populärsten Motivationspsychologen, trifft Murray die Annahme, die Person versuche, in aktiver Form, Umweltreize nach Zielsetzung optimaler Bedürfnisbefriedigung zu nutzen.
In Murrays Motivationstheorie wird die Person als „aktiver Organismus aufgefasst, der nicht nur auf den Druck von Situationen reagiert, sondern Situationen auch aktiv aufsucht und gestaltet“ (Neyer & Asendorpf, 2018, S.81 f.).
Die Zielgerichtetheit des menschlichen Verhaltens erkläre sich aus der ständigen Interaktion von Person- und Situationsfaktoren. Damit zerstört er die, seinerzeit akzeptierte Eigenschaftstheorie der Motivation, durch welche jegliche Handlung auf allein personelle Faktoren zurückzuführen sei und dabei Umweltfaktoren außer Acht ließe. Organismus und wahrgenommene Situation bilden eine Interaktionseinheit im Sinne gegenseitiger Einwirkung (Neyer & Asendorpf, 2018).
Fazit: Die Motivklassifikation nach Instinkten, wird zwar heute nicht mehr direkt in der Praxis angewandt, jedoch ist sie Grundlage vieler Motivdispositionstheorien und war damals und ist auch heute noch ein Meilenstein in der Klassifikation von Bedürfnissen in der Motivationspsychologie. Antworten auf Fragen zu weiteren interessanten Motivationsthemen: Was ist eine Disposition? Was ist Motivation? Wikipedia: