Welche Mechanismen liegen dem Lernen zugrunde?
Konditionierung und Modelllernen: Was ist das?
Aus behavioristischer Sicht ist Lernen das Produkt aus den Umweltfaktoren, die durch Prozesse des klassischen und operanten Konditionierens angelernt werden.
Dabei geschieht das Anlernen des Verhaltens durch Beobachtung und Konditionierung. Beobachtungslernen oder auch Nachahmungslernen, erforscht vom Kanadier Albert Bandura (geb. 1925) durch Experimente mit Kindern, funktioniert über das Erlernen von Modellen durch Beobachtung.
Der Prozess des Modelllernens beginnt mit der Phase der Aneignung. Dabei werden Verhaltensweisen durch Aufmerksamkeitsprozesse durch Verhaltensbeobachtungen anderer Individuen zunächst rezipiert und auf eine zugrundeliegende Struktur zurückgeführt. Verantwortlich für das Erkennen der Verhaltensformel sind Gedächtnisprozesse, die durch Vergleiche des aktuell beobachteten mit bereits beobachteten Verhaltensweisen, eine Struktur erkennen lassen.
Mit der Erkenntnis der beobachteten Kompetenz und dessen Akquisition geht der Prozess des Modelllernens von der Aneignungsphase in die Ausführungsphase über. Die Ausführung des angelernten Verhaltens wird durch motorische Reproduktionsprozesse sichtbar und kann ebenfalls von anderen Individuen, im Rahmen des Modelllernens erkannt und nachgeahmt werden (Gerrig & Zimbardo, 2008).
Die Verbindung von bereits bekannten Reizen und derartigen Reaktionen wird in Ivan Pavlovs Theorie der klassischen Konditionierung beschrieben. Für Pavlov als einen der bekanntesten Behavioristen funktioniert Lernen auf Basis eines Reiz-Reaktionsmodells.
Die menschlichen Kognitionen bleiben dabei unberücksichtigt und so werden mentale Prozesse innerhalb der Black-Box aus der Betrachtung des Lernens ausgeschlossen.
Pavlovs klassische Konditionierung entsteht aus der Verbindung eines neutralen Stimulus mit einer konditionierten Reaktion, die zuvor durch einen konditionierten Stimulus hervorgerufen wurde. Allgemeiner Bekanntheit erfreut sich Pavlovs Forschung an Hunden, dessen Konditionierung ihres Speichelflusses durch einen zuvor neutralen Glockenton, welcher während der Fütterung der Tiere erklingt, berühmt wurde. So wurde die konditionierte, natürliche Reaktion des Hundes (Speichelfluss) mit einem zuvor neutralen, durch die gleichzeitige Reizung des konditionierten Stimulus (Futter) in Verbindung mit dem neutralen Reizes (Glockenton) eine konditionierte Reaktion ausgelöst. So entsteht Lernen durch Verbindung neuer, zuvor neutraler Stimuli mit unkonditionierten Stimuli als Auslöser von konditioniertem, erlernten Verhalten (Bittermann, 2006).
Über die Beibehaltung oder Verwerfung des angelernten Verhaltens entscheidet das Resultat nach Ausführung Ersteren. Ist das Ergebnis des Verhaltens positiv, neigt das Individuum dazu, Verhaltensweisen, auch in abgeänderter Form, erneut zu zeigen.
Wird das Ergebnis unzureichend belohnt oder sogar bestraft, so neigt das Individuum dazu ähnliches Verhalten nicht erneut zu zeigen, sondern es zu verwerfen und Verhalten zu erlernen, welches in einem positiven Ergebnis resultiert.
So entscheiden in der operanten Konditionierung Verstärker (positiv und negativ) über beliebiges spontanes Verhalten. Instrumentelles Verhalten unterscheidet sich vom spontanen beliebigen Verhalten, durch die Absicht das Verhalten bewusst als Instrument oder Mittel zum Zweck eines Verhaltensresultats, einzusetzen (Zimbardo, 2013). Das Konditionieren dieses zielgerichteten, zweckmäßigen Verhaltens wird als instrumentelle Konditionierung bezeichnet und wird aufgrund Übersehen der Instrumentalität eines Verhaltens oftmals fälschlicherweise gleichgesetzt (Wiegand, 2013).
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