Welche Informationen zur Persönlichkeitsentwicklung finden sich eigentlich in der Literatur? für In der wissenschaftlichen Fachliteratur herrscht eine gewisse Uneinigkeit über die Entwicklung der Persönlichkeit. Aus verschiedensten Blickwinkeln versucht die Wissenschaft eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Persönlichkeit überhaupt entsteht? Der Blickwinkel der Betrachtung ist als Paradigma bekannt. Neyer und Asendorpf definieren ein wissenschaftliches Paradigma als ein „in sich einigermaßen kohärentes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel aus theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden, das längere historische Perioden in der Entwicklung einer Wissenschaft überdauert“ Neyer & Asendorpf, 2018, S. 19 f.). Es gibt eine Vielzahl verschiedener psychologische Paradigmen, welche Persönlichkeit selbst, als auch ihre Entstehung unterschiedlich erklären.

Dieser Eintrag bedient sich Sichtweisen einiger Paradigmen, welche die zentrale Fragestellung hinreichend beantworten. Warum das „Informationsverarbeitende Paradigma“ sowie das „Dynamisch-interaktionistische Paradigma“ für diese Arbeit relevant sind und was diese Paradigmen ausmacht, wird im folgenden Absatz ausführlich aufgeführt.


Das informationsverarbeitende Paradigma
zur Persönlichkeitsentwicklung


Aus dem Blickwinkel des informationsverarbeitende Paradigma werden Verhaltensdispositionen aus beobachtbaren Verhaltensregelmäßigkeiten erschlossen. Zwar bleibt dabei die Frage unbeantwortet, welche Prozesse genau für das beobachtbare Verhalten verantwortlich seien, dennoch sind Informationen essentieller Bestandteil dieses Wissenschaftsparadigmas (Neyer & Asendorpf, 2018). Verhalten und Erleben beruhe nach Auffassung des informationsverarbeitenden Paradigmas auf dem Verarbeitungsprozess von Informationen. Unter dem Begriff „Information“ kann man sich die „Bedeutung eines bestimmten Zustandes von Materie oder Energie für ein informationsverarbeitendes System vorstellen“ (Neyer & Asendorpf, 2018, 46 f.).

In diese Menge der informationsverarbeitenden Systeme, sind Menschen und Computer eingeschlossen. Folgende Annahmen sind dem informationsverarbeitendem Wissenschaftsparadigma eindeutig zuzuordnen: So beruhe menschliches Verhalten und Erleben auf Informationsübertragung im Nervensystem, welches Umweltreize durch Wahrnehmungsrezeptoren empfange, in Informationen umwandle und somit verantwortlich für bewusstes Erleben sei. Die Rückübertragung der Information auf die Umwelt geschehe über die körperliche Bewegung (Motorik) und in Verhalten. Die Prozesse des Erlebens und Verhaltens bedienen sich, der Situation überdauernder Informationen, welche als, im Gedächtnis gespeichertes „Wissen“, bezeichnet werden könnten. (Neyer & Asendorpf, 2018). Im informationsverarbeitenden Wissenschaftsparadigma existieren zwei Prozesse, welche parallel zueinander ablaufen und in Verhalten resultieren. Neyer und Asendorpf unterscheiden in ihren Ausführungen impulsive Prozesse, welche permanent existieren und den menschlichen Organismus durch Assoziationsstrukturen zu gewissen Verhaltensmöglichkeiten anreizen von reflexiven Prozessen. Dieser erste Prozess wird als impulsiv bezeichnet, weil ihm keine notwendige Existenz von Bewusstsein unterliegt, sondern automatisch Verhalten als Reaktion auf einen Stimulus entfesselt. Reflexive Prozesse unterscheiden sich bereits in ihrer zeitlichen Erscheinung von den impulsiven Prozessen: Sie besitzen eine allgemein geringere Auftretenshäufigkeit und werden bewusst eingesetzt, um Situationen aus zeitlich und räumlich wechselhafter Perspektive wiederkehren zu lassen und sie zu analysieren. Im Grunde also zwei gleichzeitig stattfindende Prozesse, aus dessen Konvergenz beider Prozesse widerspruchsfreies Verhalten entstünde. (Neyer & Asendorpf, 2018).

Das dynamisch-interaktionistische Paradigma zur Persönlichkeitsentwicklung

Das dynamisch-interaktionistische Paradigma versteht sowohl Persönlichkeit als auch Persönlichkeitsentwicklung als Wechselwirkung zwischen Umwelt und einzelnen Eigenschaften, welche im Verlauf eines Lebens entwickelt werden. Die zugrunde liegende Annahme des dynamisch-interaktionistischen Paradigmas verlautet, „dass die Reizbedingungen der Umwelt darüber entscheiden, ob ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird oder nicht“ (Neyer & Asendorpf, 2018, S. 54f.). Innerhalb der dynamisch-interaktionistischen Perspektive ist das Lernen aus Umweltreizen wie auch im Behaviorismus von zentraler Bedeutung. Lernen bezeichne die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit und Anreicherung von Wissen. Ähnlich wie im informationsverarbeitenden Paradigma erfolgt der Prozess des Lernens nicht durch impulsive intrinsische Anreize, sondern vielmehr durch extrinsische Stimuli, die der Mensch durch seine Umwelt wahrnimmt.

Auch ohne Eintritt in die Sichtweisen des molekulargenetischen Paradigmas, scheinen die Konstrukte Lernen und Persönlichkeit in einer starken Beziehung zueinander zu stehen.

Eine Recherche über die Anlage-Umwelt-Debatte ist für das Verständnis des Zusammenhangs empfehlenswert.

Fazit:

In Anbetracht der zu verwendenden Wissenschaftsparadigmen, führen sowohl das informationsverarbeitende als auch das dynamischinteraktionistische Paradigma die Entwicklung der Persönlichkeit auf das Lernen zurück. Aus informationsverarbeitender Sicht befähigen uns innere, reflexive und impulsive Prozesse, entstanden aus Reizen äußerliche Umwelt, zur persönlichen Entwicklung. Dies würde bedeuten, dass menschliches Lernen zu wesentlichem Teil von Persönlichkeitseigenschaften des Lernenden abhängt und die Persönlichkeitsentwicklung durch Lernen beeinflusst wird. Scheinbar verantwortlich für die Persönlichkeitseigenschaften und die, in dieser Menge ebenfalls verortete Lerneigenschaft, sind sogenannte Dispositionen.

Was meint der Dorsch?

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